Villa Eichendorffstr. 12, Magdeburg – engl. Landhausstil nach Muthesius

Jahr 1908> “Erbauung des luxuriösen Wohnhauses für den Kaufmann Fritze nach Entwurf des Architekten Schrammen; sehr repräsentativer ein- bis zweigeschossiger Putzbau mit steilen, tief heruntergezogenen Satteldächern; Ober- und Dachgeschosse mit dekorativem Fachwerk, das Dachgeschoss ausgebaut, die Dachlandschaft durch Gauben und Zwerchhäuser belebt; unregelmäßig gebildeter Grundriss, im Inneren dementsprechend freie Disposition der hochrepräsentativen Räume; lebhaft gestaffelte asymmetrische Baugruppe in zeittypisch malerischer Anordnung der einzelnen Baukompartimente; architekturhistorisch bedeutsam als qualitätsvolles Beispiel für den englisch inspirierten Landhausstil und die Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts im Umkreis von Hermann Muthesius; sozialhistorisch bemerkenswert als Beispiel großbürgerlicher Wohnkultur in spätwilhelminischer Zeit; unter den wenigen im Stadtgebiet erhaltenen repräsentativen Wohnhäuser dieser Stilrichtung eins der wertvollsten“ (Auszug aus dem Denkmalverzeichnis zur Denkmalbegründung)

Modernisierungsumfang> Ganz grundsätzlich handelt es sich um einen in Deutschland und Magdeburg sehr seltenen Baustil der englischen Landhausarchitektur. Das Gebäude ist aufgrund seiner einzigartigen Geschichte in seiner Struktur unzerstört geblieben. Die Schönheit des Gebäudes besteht nicht nur aufgrund seiner schlossartigen Kubatur, sondern auch aufgrund der sehr harmonischen Inszenierung von Lichteffekten innerhalb der Wohnungen. Muthesius´ Hauptanliegen war, dass der Nutzer des Gebäudes im Vordergrund stehen muss und nicht die Betrachter. Bereits beim Eintritt in das Gebäudes macht sich sofort das Gefühl der Vertrautheit und der Geborgenheit bemerkbar, so als ob man nicht zum ersten Mal in diesem Gebäude war. Erreicht wird dieses Gefühl durch ein innenliegendes Treppenhaus, das trotzdem tagesbelichtet ist. Auch die einzelnen Wohnungen verfügen durch die zahlreichen Fensteranordnungen über eine einzigartige Atmosphäre, die über die verschwenderisch großzügigen Terrassen den Blick in den Garten (Landschaftsarchitektur) ermöglichen. Die Einzigartigkeit und der damalige Luxus sind auch heute – wie zur Bauzeit 1908 – deutlich zu spüren. Mit Bedacht wurden damals auch die Raumhöhen gewählt, die der bis heute gültigen Ideallinie perfekt entsprechen. Der einmaligen historischen Grundsubstanz des Gebäudes wurde im Rahmen der Sanierung und Modernisierung in Zusammenarbeit mit dem in Magdeburg langjährig in der Altbausanierung tätigen Architektenbüro Kossel, Simon und Partner und der Unteren Denkmalschutzbehörde wieder neuer Glanz verliehen.

Außenbereich des Wohnhauses> Instandsetzung der denkmalgeschützten Fassade in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde, Aufbau der Dacheindeckung als Bibereindeckung gemäß Vorbild Bauzeit (1908), Einbau von Dachflächenfenstern (Cabrios), Anbau von Balkonen (teilweise) und Sanierung der vorhandenen Terrassen, Neue Holzfenster nach historischem Vorbild mit Isolierverglasung.

Innenbereich des Wohnhauses> Schaffung von sieben abgeschlossenen Wohnungseinheiten, Abbruch und Entkernung der zur DDR-Zeit entstandenen Einbauten, Herstellung der Wohnungseinheiten durch Ergänzung über neues Mauerwerk und/oder Trockenbau, Durchführung einer umfassenden Holzsanierung, Neuverlegung sämtlicher Steigeleitungen, Neuaufbau der Elektroinstallation, Installation einer neuen und effizienten zentralen Heizungsanlage auf der Basis Erdgas, Einbringung neuer Sanitäranlagen, Aufbau von komfortablen Bädern und zum Teil Gäste-WCs mit zeitlosen Natursteinfliesen, Einbau einer zentralen Klingelanlage mit Gegensprechanlage und Videofunktion, Verlegung von Parkett als Vollholz in den Wohnräumen bzw. Aufarbeitung der zum Teil vorhandenen Dielenböden, Aufarbeitung der vorhandenen historischen Innentüren – wo möglich – mit Holzumfassungszargen und Ergänzung um neue Holztüren, Ausbesserung Innenputz, Glattspachteln der Wände, Farbanstrich, Sanierung der historischen Decken.

Sonstige Maßnahmen> Einrichtung von im Kellergeschoss des Hauses liegenden Garagen, Schaffung von weiteren Pkw-Stellplätzen auf dem zum Wohnhaus gehörenden Gelände, Erstellung der Gartenanlage mit dem ursprünglichen herrschaftlichen Rondell.


GEBÄUDEDATEN

3-geschossiges Villenensemble| 922 qm Nutzfläche| 6 Wohnungen| 1 HausimHaus|

NUTZUNGEN

Wohnen

SPECIALS

Dachlandschaften| Vignettenmalerei| Fachwerk| Wintergarten| Fratzen| Marmorbäder| Oval| Terrassen und Balkone| Fensterunikate| Gewölbedecke| Originalstuck| Eichenschiebetüren| Sandstein| Rondell| Leierputz|

ZEITEN

1908 | 2009